Begleiten statt verbieten: Der Umgang der Nelson-Mandela-Gesamtschule mit Smartphone und Social Media
Medienbildung als gemeinsamer Auftrag
Den Auftakt machte der Medienpädagoge Johannes Bienhüls vom Medienzentrum des Kreises Steinfurt, der in seinem Vortrag die Medienbildung als eine der zentralen Aufgaben unserer Zeit hervorhob. Dabei betonte er, dass sowohl Schule als auch Eltern Verantwortung tragen, Kinder und Jugendliche zu einem reflektierten und sicheren Umgang mit digitalen Medien zu befähigen. Medienbildung – so erklärte Johannes Bienhüls – gehe weit über technische Fähigkeiten hinaus: Es gehe darum, kritisch zu hinterfragen, Verantwortung zu übernehmen und sich in einer digital vernetzten Gesellschaft respektvoll und sicher zu bewegen. Zudem warf er einen Blick nach England, Frankreich, Hessen und Thüringen, um aufzuzeigen, dass auch andere Länder nicht auf totale Handynutzungsverbote setzen, sondern neben Teilverboten in der Handynutzung immer eine reflektierte Begleitung des Medieneinsatzes fördern.
Die Handyordnung und Medienscouts der Schule
Im Anschluss stellten die schulischen Vertreterinnen Sandra Rindelhardt (stv. Schulleitung und Digitalisierungsbeauftragte) und Hans Thellmann (Schulsozialarbeiter) den schuleigenen Umgang mit Handys und sozialen Medien vor. Die Handyordnung der Nelson-Mandela-Gesamtschule ist klar strukturiert und schafft Orientierung: Die private Nutzung von Smartphones ist im Unterricht, in der Mensa und im Schülercafé ausdrücklich verboten. Diese Regeln sorgen für Ruhe, Konzentration und ein respektvolles Miteinander im Schulalltag.
Gleichzeitig, so betonten Hans Thellmann, steht nicht das Verbot, sondern der verantwortungsbewusste Umgang im Vordergrund. Das bedeutet: Das Smartphone wird nicht völlig aus dem Schulalltag verbannt – im Gegenteil. Dass es in der Schule sichtbar ist, bietet Chancen für Gespräche. So können Lehrkräfte und Medienscouts gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern über Themen wie Bildschirmzeiten, digitale Kommunikation oder auch das Teilen problematischer Inhalte ins Gespräch kommen. Erst das ermöglicht überhaupt die Bildung der Medienkompetenz.
Unterstützt wird der Ansatz der begleiteten Handynutzung auch durch den Handyführerschein. Dabei müssen die 5. Klässler:innen zunächst einige Einheiten zum Thema Handynutzung und Handyordnung absolvieren, bevor Sie eine Führerscheinprüfung ablegen. Nur wer einen Handyführerschein vorzeigen kann, darf sein Handy überhaupt in den Pausen nutzen. Das passt ganz zum echten Führerschein der Erwachsenen, der allen ein gewisses Maß an Vertrauen entgegenbringt, den nur wen sich alle an die bekannten Regeln halten, ist es für alle sicher!
Ein weiterer Bestandteil zur Ausbildung der Medienkompetenz an der Nelson-Mandela-Gesamtschule ist die Medienscout-Ausbildung. Schülerinnen und Schüler werden dabei zu Klassenpaten - also gleichaltrigen Ansprechpartner:innen - ausgebildet, die jüngeren Mitschüler:innen bei Fragen rund um Mediennutzung, Datenschutz und Cybermobbing beraten. Dieses Konzept der Peer-Education fördert Verantwortung, Empathie und Eigeninitiative. Sandra Rindelhardt wurde dabei in ihrer Präsentation durch Nuri (Medienscout aus der Klasse 9) unterstützt, die ihre Eindrücke aus den bisherigen Angeboten und der Medienscoutausbildung eindrucksvoll schilderte.
„Wir möchten Medienkompetenz im Schulterschluss von Schule und Eltern bilden“, betonte Hans Thellmann am Ende der schulischen Vorträge und unterstrich damit die Haltung der Schule, digitale Erziehung als Gemeinschaftsaufgabe zu verstehen.
Austausch im „World Café“
Nach den Impulsvorträgen hatten Eltern und Expert:innen Gelegenheit zum offenen Austausch. In einem sogenannten „World Café“ – einem moderierten Gesprächsformat mit wechselnden Thementischen – wurde lebhaft diskutiert. Themen waren unter anderem "Pranks" (Das Filmen von Streichen, die gespielt werden), "Challenges“ (also Mutproben und virale Internetaktionen), „Umgang mit Bildschirmzeiten“ und „Filterblasen bei Social Media“ (digitale Räume, in denen Nutzer nur noch Inhalte sehen, die ihre Meinung bestätigen). An allen Thementischen stand dabei ein Grundaspekt im Vordergrund: Der richtige Umgang mit sozialen Medien im Familienalltag.
Viele Eltern zeigten sich erleichtert, endlich in entspannter Atmosphäre Fragen stellen und Erfahrungen teilen zu können. Einig waren sich die Eltern dabei, dass es wichtig ist, offen und vertrauensvoll mit den Kindern zu kommunizieren, nur so kann die Familie den Herausforderungen der digitalen Welt gerecht werden.
Positive Rückmeldungen und Ausblick
Das Fazit der teilnehmenden Eltern am Ende der Veranstaltung fiel durchweg positiv aus: Alle Teilnehmenden gaben an, den Abend weiterzuempfehlen – ein Zeichen dafür, dass das Thema den Nerv der Zeit getroffen hat.
Die Nelson-Mandela-Gesamtschule plant bereits weitere Angebote für Eltern, etwa thematische Workshops oder einen Eltern-Kind-Parcours, bei dem Familien gemeinsam an Medienstationen spielerisch lernen können. Lukas Brinkmann, der ebenfalls mit der Digitalisierung aus dem Lehrerkollegium beauftragt ist, resümierte am Ende des Abends: "Auch künftig werden wir als Nelson-Mandela-Gesamtschule den Bereich der Medienerziehung und Prävention konsequent weiterentwickeln – immer mit dem Ziel, die Schüler:innen fit zu machen für eine verantwortungsvolle, sichere und gesunde Nutzung digitaler Medien."
So bleibt die Botschaft des Abends klar: Nicht verbieten, sondern begleiten – im Dialog, mit Verständnis und gemeinsam.