Südafrikanische Perspektiven: Lesung des Schriftstellers Fred Khumalo
Und durch ihre Vermittlung kam es dazu, dass der promovierte und vielfach ausgezeichnete Journalist, Essayist und Schriftsteller Fred Khumalo aus Johannesburg Station an der Nelson-Mandela-Gesamtschule in Greven machte. Gerade noch hatte er seinen neusten Roman „Bevor wir sterben, tanzen wir!“ auf dem „African Book Festival“ in Berlin vorgestellt, schon saß er vor 60 Q2-Schüler*innen im Schülercafé „Auszeit eSG“ und las aus ebendiesem Roman vor, der gerade in diesem Sommer auch auf Deutsch erschienen ist.
Dieser handelt von der 1917 vor der englischen Küste gesunkene MS Mende aus Südafrika, die mit 823 Mann des 5. Bataillons des südafrikanischen Native Labour Corps von Kapstadt ausgelaufen war, um in Frankreich während der grausamen Gefechte des 1. Weltkrieges für die Briten zu kämpfen.
„Kein Kind kann heute verstehen, warum damals so viele südafrikanischen Soldaten für England in den 1. Weltkrieg gezogen sind“, so Khumalo. Ein Kapitel in der Geschichte, das auch für ihn lange unbemerkt blieb, bis er selbst an den Gräbern auf den Soldatenfriedhöfen in Frankreich stand. „Die Briten sagten damals Südafrika zu, dass einige Gesetze dann zu ihren Gunsten verändert werden würden“, was anschließend nicht stattfand. Falsche Versprechungen also…diese historischen Fakten fließen in den Roman mit ein, dessen Handlung viele Jahre später mit einem Mord beginnt, der seine Wurzeln in dieser Ungerechtigkeit hat.
Nachdem der Münsteraner Schauspieler, Sprecher und Produzent Carsten Bender die Textauszüge aus der deutschen Übersetzung vorgelesen hatte, konnten die Jugendlichen mit dem Autor ins Gespräch kommen. Sie interessierten sich für seinen Werdegang zum bekannten Schriftsteller genauso wie für seine Einschätzung der aktuellen politischen Situation Südafrikas. Auch über die „Truth and Reconciliation Commission“ wurde der gebürtige Südafrikaner befragt.
Organisiert und initiiert war diese sehr gelungene Veranstaltung von der Nelson-Mandela-AG der Gesamtschule unter der Leitung von Lehrerin Waltraud Zumbrägel. „Authentische Begegnungen mit Menschen aus dem südlichen Afrika sind wesentliche Bausteine im Prozess der Annäherung an den großen Namen unserer Schule“, hieß es in ihrer Begrüßungsrede.
„It is an honor for me to be at this school named after this great man of my country. Thank you so much!“ Als Khumalo sich mit diesen herzlichen Worten verabschiedete, ließ es sich so manche/r Schüler*in nicht nehmen, noch ein Erinnerungsselfie mit dem berühmten Autor zu schießen.