Ungewohnte Räume – Kunstkurs der Q2 zeigt beeindruckende Installationen

Wie fühlt es sich an, Gewohntes plötzlich neu zu erleben? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Schülerinnen des Q2-Kunstkurses in einer spannenden Unterrichtsreihe zum Thema „Ungewohnheit“.

Nach der theoretischen Auseinandersetzung mit verschiedenen Dimensionen künstlerischer Arbeiten und Einblicke in Arbeiten von ua. Rebecca Horn, Bruce Nauman und Mischa Kuball setzten die Schülerinnen ihre eigenen Ideen in die Praxis um – mitten auf dem Schulgelände.

Die Aufgabe lautete: „Konzipiert eine Installation, die durch Eingriffe in einen vertrauten Ort eine ungewohnte Raum-Erfahrung ermöglicht.“

In Teams entwickelten die Schüler*innen Konzepte, planten ihre Umsetzung anhand von Skizzen und Mindmaps und setzten ihre Installationen schließlich vor Ort um. Dabei entstanden vier völlig unterschiedliche Projekte, die zeigen, wie vielfältig künstlerisches Denken und räumliches Empfinden sein können:

Lucas, Mirvan und Besir verwandelte einen Oberstufenraum in ein stimmungsvolles Restaurant mit riesigen Blumenvasen und Kaminfeuer-Projektion. Während Besir mit sanften Gitarrenklängen für gemütliche Stimmung sorgte, erwartete Mirvan hinter der Theke die Bestellungen, die Kellner Lucas aufnahm. Aus dem handgeschriebenen „Menü der Bildung“ konnten die Gäste Köstlichkeiten wie Klassenarbeitslasagne und Vokabelsuppe wählen. „Ich werde diesen Raum glaub ich nie wieder so sehen wie vorher“, sinierte Roaa, während sie sich in der schummrigen Atmosphäre des Restaurants umsah. „Ich hab hier gleich noch Niederländisch“. Fast entzaubernd war der Moment, in dem zum Aufräumen das Licht angeschaltet wurde. 

Ganz anders wirkte die raumverändernde Arbeit von Roha, Roaa und Selina. Sie wählten den gläsernen Durchgang zum 10er Trakt als Ort und schufen dort ein militärisches Bootcamp im Dschungel-Look. Besucher*innen mussten den Raum nach Angabe ihrer Personalien einzeln betreten. Kaum hatten sie die abgedunkelte Tür hinter sich geschlossen, ertönen Rohas durchdringende Befehle „RUNTER! AUF DEN BODEN! AUFSTEHEN! LOS! SCHNELLER!“ Durch die Verbindung aus Rauminstallation und Performance der Gruppenmitglieder wurde hier körperlich erlebbar, was Kontrolle und Anspannung im Raum auslösen können.

Ebenfalls mit dem Thema Anspannung beschäftigten sich Elias, Ole und Nina. Sie setzten sich kritisch mit schulischen Leistungsanforderungen auseinander und gestalteten eine immersive sowie partizipative Installation zu Prüfungssituationen: Beim Betreten des Oberstufenraumes wurde jedem eine Karteikarte in die Hand gedrückt. „Geh zum Ende des Ganges und lies das hier laut vor“, lautete die Anweisung. Einzeln lief man bis zu einer grell erleuchteten Raumecke, in der u.a. ein Lernplakat über Einhörner hing. Unter grellem Baulicht, vor einem Publikum aus Kuscheltieren blickte man auf die eigene Karteikarte und las Stichworte wie etwa „6 Scheiben Rinderroulade, 6 Scheiben Speck…“. Direkt unterbrochen wurde man von Oles Stimme, die aus einem Lautsprecher in unregelmäßigen Abständen negative Kommentare abgab. Das Beklommenheitsgefühl einer Prüfungssituation wurde von der Gruppe durch geschickte Eingriffe in den Raum durch Licht, Sound, und Veränderung der räumlichen Zugänglichkeiten wirkungsvoll inszeniert und nahezu körperlich erfahrbar gemacht.

Die vierte Gruppe lud – nach einer Prüfung des Personalausweises durch Türsteherin Zoe – in ihren Club ein. Zoe, Johanna und Rana verwandelten die Oberstufentoilette in einen Dancefloor. Mit Licht, Musik und Dekoration ist der Ort kaum wieder zu erkennen. Wie sich die Raumwirkung durch die Menschen verändern kann, die sich darin aufhalten, wurde hier auf spielerische Art und Weise deutlich. Ein Ort, der für gewöhnlich bewusst Personen in kleinen Kabinen voneinander abgrenzt und für Privatsphäre sorgt, wurde durch die gezielten Eingriffe zu einem, Ort, an dem man sich an anderen Menschen vorbeidrängen muss, um zum Ausgang zu gelangen. 

Die Installationen beeindruckten allesamt durch kreative Ideen, starke Symbolik und sorgfältige Vorbereitung. Sie luden dazu ein, bekannte Orte neu wahrzunehmen und sich auf ästhetische, emotionale und gedankliche Experimente einzulassen – ganz im Sinne zeitgenössischer Kunstpraxis.

So wurde aus dem Kunstunterricht ein Erlebnis für alle Sinne – und ein gelungenes Beispiel dafür, wie ästhetische Bildung im Schulalltag lebendig wird. Nicht zuletzt taugte der Toilettenclub auch für ein Reel im Instagramaccount der Q2: „POV. Kunsunterricht in der Oberstufe“.

 

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